Dienstag, 4. Februar 2025

Gehts hier nicht durch?

Guten Morgen, der Bahnhof ist kalt, ein paar Reisende wuseln durch die hell erleuchteten Hallen. Mein Zug steht noch nicht auf der Anzeigetafel, aber die APP meint ich muss auf Gleis 10. Kurz vor 8:00 fährt der ICE ein und wie das bei Deutschen so ist, stürmen alle zu den Türen. Als ob ein Magnet alle anzieht, als ob man den Zug verpassen würde wenn man nicht JETZT einsteigt. An der Anzeigetafel steht auch in welchem Bereich man seinen Wagen findet. Was natürlich für Ignoranten zum Verhängnis werden kann. 


Auch ich begebe mich an meinen Sitzplatz für die nächsten 3h. Nicht weil ich Angst habe den Zug zu verpassen. vielmehr um aus der Kälte zu kommen. Ganz vorn an der Spitze des Zuges, nur der Zugführer sitzt noch weiter vorn. Und dann passiert das was irgendwie in diesem Abteil immer passiert. Eine Dame kommt ins Abteil und läuft geradewegs zur Tür des Zugführers. Die versucht diese zu öffnen, sie zieht, sie drückt, versucht zu schieben, bekommt aber die Tür nicht auf. Ich schaue sie völlig verdutzt an und denke mir so, "na Mädel, so blöd kann man doch gar nicht sein". "Hier kommt man wohl nicht durch?" sagt sie mich fragend ansehend. "Nein, da sitzt der Zugführer." antworte ich. "Ach wirklich? Ich suche die 28." Ich vergewissere mich dass sie nicht den Platz sondern den Wagen 28 sucht und antworte etwas verdutzt "Der befindet sich in dieser Richtung" deute hinter mich und für ein "GANZ am Ende" hinzu. Dann schaue ich auf die Anzeige draußen auf dem Bahnsteig, welche die Reihung der Wagen anzeigt. 1. Klasse fahren, aber nicht wissen wo der Wagen ist. 

Pünktlich wie die Bahn ist, zumindest wenn ich mit ihr fahre, rauschen wir gen Hamburg. 

Pünktlich mit einer Verspätung, wie zu erwarten bei der DB, Ankunft in Hamburg. Zum Glück weiß ich wo ich hin muss. Am Seitenausgang des Bahnhofes gibt es einen kleinen MSC Stand an dem man sein Ticket für den Busshuttle kaufen kann. Nach wie vor werden dafür 10€ aufgerufen. Der arme Kerl am Stand zittert voll, in Hamburg ist es kalt und der steht da sicher schon ein paar Stunden. Mit der Quittung mache ich mich dann auf zum ZOB wo auch schon der Bus wartet. Zum Glück isses da drin warm. Und nur 20 Minuten später stehe ich vor der MSC Preziosa. Vor dem Terminal kann man ganz einfach sein Gepäck aufgeben. Was ich allerdings erst sehr spät am Abend erfahren soll, ist die Gewichtsobergrenze. Es gibt nämlich eine. Aber wie gesagt dazu von meinen 3 Mädels später mehr. 😊

Das Terminal ist absolut leer, so dass ich sofort dran bin. Der freundliche Herr möchte von mir nur den Reisepass und die Bordkarte. Die gab es schon online nachdem man am online Checkin teilgenommen hat. Somit läuft alles super schnell und nur wenige Minuten später bin ich an Bord.

Die Preziosa ist anders als die Virtuosa mit der ich vor 2 Jahren diese Route gefahren bin. Es gibt ein gewaltiges Atrium mit Swarovski-Treppen, mit Livemusik und ringsum kleine Bars. Auf zwei Etagen sind Einkaufsläden, Spezialrestaurants, Rezeption und Ausflugsschalter verteilt. Es gibt keinen riesigen LED- Himmel. Aber das Atrium, welches über min. 6 Stockwerke geht, ist atemberaubend. Ich nehme erstmal in der Mitte dieses gewaltigen Atriums platz und bestelle meinen ersten Cocktail. Alkoholfrei. 


Immerhin habe ich mir ja extra ein Getränkepaket mit gebucht. Das muss auch abgetrunken werden. Gegen 13:00 begebe ich mich auf die Suche nach meiner Kabine. Balkon, eine Nische allein fürs große Bett. Ich find das toll. Sogar der Ausblick ist super, direkt aufs Meer und sollte das Schiff untergehen, kann ich direkt von meinem Balkon aus auf ein Rettungsboot springen. Das ist nur 2m unter mir 😉 sicherer geht’s gar nicht. 





Wenige Minuten später höre ich ein rumpeln vor der Tür, mein Koffer ist angekommen. Das geht hier alles so schnell. Der wird gleich mal ausgepackt und damit alle Schränke gefüllt. Tatsächlich bleibt kein Bügel im Schrank leer, für jede Eventualität ist vorgesorgt, ich kann mich mehrmals am Tag umziehen. 😉 Man will ja nicht immer gleich aussehen. Wie kommt man nun zum Abendessen, in die Bars, zum shoppen? Auf geht’s zu einer kleinen Erkundungstour. Zum Abendessen zu kommen ist etwas kompliziert, man kann nicht gleich auf Deck 6 auf dem sich mein Restaurant befindet, erst auf Deck 7, dann nach hinten im Schiff und dann kommt man auf Deck 6. Die Shops sind direkt ein Deck unter mir, da gibt es Parfüm, Taschen, bling bling Klunkerkram, Schokolade, Uhren, Klamotten… ist wie eine kleine Einkaufsmall. Da ich zum Voyager Club der MSC gehöre, bekomme ich überall nochmal 10% Rabatt. Je öfters man mit MSC fährt, desto höher die Clubstufe, desto mehr Rabatte 😉 Also werden wohl noch ein paar Kreuzfahrten mit, wie es ein Freund formuliert, dem Containerschiff, anstehen. Warum Containerschiff? Weil MSC im Ursprung Container transportierte und dies immer noch tut. Die Kreuzfahrtschiffe kamen viel später dazu. Aber ehrlich, AIDA mag zwar familiärer sein, aber ich finde MSC hat da mehr zu bieten. Aber jeder wie er es mag. Ich hab beides probiert und kann daher auch beides einschätzen.

An Deck ist nicht viel los. Hier in Hamburg sind nur 5 Grad und es ist wolkig. Aber tatsächlich trauen sich einige in die an Deck befindlichen Whirlpools die 37 Grad haben. Aber erstmal dahin kommen, durch die Kälte und dann wieder zurück. Gegen 16:45 gibt es dann die obligatorische Sicherheitsübung. 





Nicht wie bei AIDA, mit Weste zur Sammelstation, sondern es gibt ein Video was man sich ansieht, dann über das Kabinentelefon bestätigt das man es gesehen hat und dann mit der Bordkarte zur Sammelstation, denn diese muss dort abgescannt werden. Macht man das nicht, ist sie gesperrt und man kann diese nicht zum bezahlen einsetzen 😉 Außerdem wird man ausgerufen und das scheinen ein paar hier zu vergessen 😉

Samuel, mein Kabinenstuard, hatte mich kurz zuvor aufgesucht und wollte wissen ob alles ok ist und ich solle nicht vergessen nach dem Video die 881 zu wählen, zur Bestätigung. Vor dem Abendessen mach ich noch ein kleines Schläfchen es gibt erst um 20:15 essen. Ich bin ja gespannt wer an meinem Tisch sitzt.

Stau im Treppenhaus. Irgendwie wollen alle gleichzeitig zum Essen, das war auf der Virtuosa nicht ganz so. Ich kenne das nur von der AIDA, da sammelte sich auch alles in Schlangen vor dem Restaurant. Aber es dauert nicht lange und los geht’s. Tisch 957, irgendwie muss ich durchs ganze Restaurant und finde einen leeren 6-er Tisch vor. Wenige Sekunden nach mir eine junge Dame und Ihr weitaus älterer Begleiter. Sie setzen sich getrennt an meinen Tisch und man wartet wohl noch auf zwei weitere Damen. Wir begrüßen uns förmlich, was dann im laufe des Abends in Tina, Christin, Kati und Andreas endet. Vati, so wird Andreas nach den ersten 2 Gläsern Wein dann unter herzhaftem Lachen bezeichnet, hat einen großen Biergarten und die drei Damen sind seine Angestellten. Tina und Kati sind erst ca. 1 Jahr dabei und Christin schon über 20. Tina ganz in schwarz scheint die Spaßkanone zu sein, Christin ist zwar anfangs ernst, bringt uns dann aber zum heulen vor lachen und Kati, eine rassige Dame mit Lila Haaren scheint die Vernunft der zwei anderen zu sein 😊 eine super Mischung. Andreas hat seine drei Mädels auf diese Kreuzfahrt eingeladen. 😉 Irgendwie ist unser Tisch der lauteste im Restaurant und während mir Tina und Christin erklären wo der Biergarten ist und wer die Kreuzfahrt zahlt und dass sie den allerliebsten Chef haben wird der kurzerhand zu Vati degradiert. Was die Stimmung noch mehr anheizt. Dann geht’s zum das Abendessen der nächsten Tage um Kleiderordnung, um Ausflüge und die Damen sind sehr gesprächig.

Heute Abend gibt es Fisch und eine Pistazienschnitte. Dazu Wasser und Wein. Vati, wird dann zu bunt und er verschwindet nach dem Essen während ich mit den Mädels noch eine Bar suche, die Platz für uns vier hat. 


Dort wird sich dann erstmal über Mitreisende unterhalten. Uns gegenüber sitz nämlich eine Mädelsgruppe die schon sehr in die Jahre gekommen ist und zur Musik aus dem Atrium mitsingt. Jede meiner Mädels sucht sich dann eine der Damen aus und stellt sich vor diese zu sein. „Ich bin die mit den Glitzerstrümpfen“, „und ich die mit dem schwarzweißen Kleid, die gerade die Gardine in der hat, wenn die die jetzt noch aufsetzt“ Und tatsächlich, die ältere Dame hatte einen Schal der einer Gardine glich, faltet diesen und band ihn um den Kopf. „ich bin die in dem bunten Kleid, die gerade mit geschlossenen Augen mitsingt“ Die Damen in der Sitzgruppe hatten alle bei weitem das Rentenalter erreicht und genossen offenbar ihren Abend. Dann kam noch Mutter und Tochter. Die Tochter in einem grauen Glitzerkleid, was ein wenig zu eng war, ok viel zu eng, der i-Tüpfelchen war aber der Lila Dutt auf ihrem Kopf, der riss einfach alles raus. Und uns beinahe vom Stuhl. Die Mädels sprechen nicht viel Englisch und als unsere Rentnertruppe dann lustig farbene Cocktails bekam musste ich mit dem Kellner klären das wir auch solche gerne hätten. 

Die Tochter mit Mutter saß direkt neben uns und Christin meinte „die hat dich jetzt aber ganz lieb angeschaut“ daraufhin ich, „ähm falsches Ufer“ Kurze Stille. Kati hatte das nicht ganz mitbekommen und fragte nochmal nach 😉 Ich wollte diesmal gleich von vornherein für Klarheit sorgen. Nicht das die Mädels noch bei mir schlafen wollen. Tina und Kati schlafen in einer Kabine, während Christin in der Nachbarkabine von Andreas schläft. Und dann kommt nochmal das Kleiderthema auf, Kofferwagen kommen uns Gespräch und ich bin verblüfft das es eine Gewichtsgrenze gibt. 23 Kilo, WAHT? Also mein Koffer wiegt mit Sicherheit mehr :D Und dann kommt noch das Altersthema auf. Wie sich herausstellt bin ich der älteste, auch wenn man mich jünger geschätzt hätte. Christin meint „wenn Andreas das mitbekommt, wann ich auf Kabine komme, der schläft doch sicher noch nicht, wir haben eine Verbindungstür, der will doch dann wissen was wir hier so lange gemacht haben. Der denkt womöglich ich schlafe bei David. :D, nachher steht der dann im Zimmer und sagt: junges Fräulein, wo kommen wir denn jetzt her?“ Christin is Anfang/Mitte 30 😉 Dann kommt noch zu Sprache warum ich denn allein unterwegs bin, „Weil keiner meiner Leute mitkommen wollte und Spaß haben wollte“ 😉 OK und, und hier zögere ich ein wenig, „weil ich diese Woche Geburtstag habe und an meinem Geburtstag immer wegfahre“ Christin stellt nun ganz schlau die Frage „wo sind wir denn, wenn du dann Geburtstag hast?“ Tina „ah ganz schlau gefragt 😉“ nach kurzem zögern gestehe ich „in Le Havre“ Kati fragt: „sind wir eigentlich jeden Abend zum Dinner am gleichen Tisch?“ Ja sind wir, Christin „aber nur wenn David sich nicht einen anderen nimmt und das mir uns aushält“ ganz spontan fällt mir dazu nur eins ein „na besser hätt ich es doch nicht treffen können, drei reizende Mädels mit denen man lachen kann“.

So nun aber wirklich ab ins Bett, die Mädels müssen um 9:30 zum Frühstück mit Andreas. Und ich bin auch todmüde.

 

Gute Nacht.


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