Warum? Wenn ich das nur wüsste! Ich bin mal wieder auf dem Weg in ein Flugzeug. Nicht das mein Flug nach Island und zurück mir vor Angst die Tränen in die Augen getrieben hätte. Nein ich steh offensichtlich darauf mich selbst zu geiseln. Mich in eine enge Röhre zu setzen, die auf wundersame weise, mit ohrenbetäubendem Lärm, ungeklärten Geräuschen und ruckelnden Bewegungen, in die Lüfte erhebt und mit bis zu 900 km/h in 11km Höhe Chemtrails versprüht. Ok das mit den Chemtrails hab ich von Tante Dine 😉
Mein Hirn kann sich immer noch nicht damit anfreunden in
einem Flugzeug zu sitzen. Und wer ist eigentlich an der ganzen Sache schuld?
Gabriel. Mein Azubi. Der fliegt nämlich in ein paar Wochen nach Sardinien und
klein David fand die Idee von italienischem Küstenflair ganz gut. Es ist warm,
kristallklares Wasser, wilde Natur. Und ich war noch nie auf Sardinien. Also
wird Frau Kern aus meinem Reisebüro mir mal das ein oder andere Angebot
unterbreiten.
Es wird ein kleines Resort, 400m vom Strand. Mit Pool, Spa,
3 Restaurants. Fernab von allem. Ohne Auto wird es schwierig von da weg zu
kommen. Aber es gibt wohl ein Fahrradverleih und ich bin ja auch gut zu Fuß,
bzw. im Schwimmen. Ich habe mir sogar meine Tauchmaske und Flossen eingepackt. Doppelzimmer
Deluxe zur Alleinnutzung und Halbpension. Flug mit Condor.
Ein paar Tage vor der Abreise schauen Gabriel und ich nach
den Flügen, da er im Juni fliegt und ich schon im Mai, bin ich sozusagen der
Tester. Allerdings schaue ich nicht schlecht, als es hieß nicht Condor fliegt,
sondern European Air Charter. Eine bulgarische Charter Fluggesellschaft. Mit
Maschinen die im Durchschnitt 26 Jahre alt sind. o.O
Gabriel lacht schon, denn er kennt meine Angst und dann kann
auch ich lachen, denn er fliegt mit derselben Airline. Diesen
Etikettenschwindel mag ich ja gar nicht. Ich kauf ja auch keinen Mercedes und
bekomme einen Trabanten. Jetzt ist es zu spät. Die Reise ist nicht stornierbar.
Was mir natürlich auch erst jetzt auffällt, am Reisetag ist Muttertag UND, viel
wichtiger, Oma hat 90. Geburtstag. Da werde ich mir was anhören können. Ist
aber nun mal so, was soll ich machen.
Natürlich fliege ich nicht von LEJ sondern von FRAU. Ist günstiger,
selbst wenn man die Anreise mir der DB einrechnet. Aber dank Bahncard 25 1. Klasse
geht das. Und die 3h im Zug kann ich nutzen um meinem Gehirn zu sagen: Alles
wird gut, wie immer. Und nicht nur ich sage das, denn in meinem Gepäck befindet
sich ein Brief. Noch weiß ich nicht was drin steht, nur so viel wurde mir
verraten, er soll mir helfen, wenn ich Angst habe. Und noch bin ich der Einzige
der weiß von wem er ist. Öffnen darf ich ihn erst im Flieger. Danke 😊
Nun sitz ich im Zug, der pünktlich ist. Mir gegenüber sitzt eine
ältere Dame (nennen wir sie Helga) die sich gleich mal ein Wienerwürstchen
reinschiebt. Daneben ein älterer Herr, der typische Business Man (nennen wir
ihn Dieter), über den Gang ein sich gegenübersitzendes Ehepaar (nennen wir die Rolf
und Elsbeth). Elsbeth ließt ein Buch, Rolf tippt auf dem iPad rum. Dieter
scheint in Begleitung einer Reisegruppe zu sein. Denn neben Rolf und Elsbeth sitzen
nun zwei junge Herren, wobei der eine davon sehr jung ist (Henning, der ältere
und André der jüngere). André ist, so würde mir mein Radar sagen sicher irgendwas
wie Non-Binäre Gay, oder so. Zumindest holt er sein Notebook raus und man
möchte meinen seine Finger brechen bei den Gesten. Übrigens ist es das gleiche
Notebook wie das von Dieter. Der hat ihm das sicher geschenkt. Während nun also
André sein Notebook aufbaut und einschaltet, schaut Elsbeth ganz gespannt auf den
Bildschirm. Was sie da zu sehen erwartet?
Der Zugbegleiter kommt. Die Fahrkarten bitte. Hier nochmal
die Frage an die DB, warum habe ich ein Komfort Checkin, welches ich auf dem
Handy bestätige, wenn dann der Zugbegleiter dennoch meine Fahrkarte sehen will?
Nun ja die Bahncard will er auch noch sehen. Bis ich die aber aus dem Portemonnaie
geholt habe, tippt er auf mein Handy und wie von Zauberhand erscheint Sie.
Super. Einer der sich mit Technik auskennt. Und nun erschließt sich mir auch
warum Dieter zu einer Gruppe gehört. Der Zugbegleiter meint nämlich: „Und sie
sind also der Gruppenführer!“ Dabei sieht Dieter gar nicht nach Führer aus.
Eher wie ein Eisbär. Komplett weiß, selbst die Brusthaare, welche aus seinem Hemd
sprießen sind weiß und dann die spitz zulaufende Nase. Eisbär. Dieter meint die
beiden neben ihm, Henning und André gehören auch dazu.
Helga ist vollgekrümelt. Und schaut etwas mürrisch. Dieter
hat mittlerweile sein Geschäftsbericht beiseitegelegt und tippt auf seinem
Notebook rum. André könnte Student sein, er scheint einen Text zu lesen.
Zumindest tippt er nicht auf seiner Tastatur rum, sondern scrollt und ließt mit
seinen Augen und spricht still die Worte vor sich hin. Wenn man also Lippen lesen
könnte… Elsbeth ist mit ihrem Buch offenbar nicht ganz zufrieden. Sie schaut
ständig auf und beobachtet die Menschen. Henning ließt eine Präsentation durch.
André spielt mit seinem Nasenring und grault sich den flaumenhaften Bart, die
andere Hand schwebt über die Tastatur. Diese Reisetruppe scheint nicht sonderlich
gesprächig zu sein. Was die wohl zusammengebracht hat? Ach, Menschen beobachten
ist schon was tolles. Ich sitze hier mit einem Schmunzeln und schreibe.
Ganz schön viele Menschen sind unterwegs, die Reisezeit
scheint wieder begonnen zu haben. Ich bin gespannt wie voll der Flughafen sein
wird. Meine beiden Brezeln habe ich schon verdrückt und Helga schiebt sich das
nächste Wienerwürstchen rein. Die Landschaft zieht vorbei, alles ist grün und
die Rapsfelder blühen. Da eine Fahrradkolonne, ist die Tour de France
unterwegs? Und noch mehr grün. Helga und Dieter sind nun eingeschlafen.
In Frankfurt verlassen mich Dieter und Co, auch Helga steigt
aus. Natürlich nicht ohne, dass man schon 10 Minuten vor Einfahrt in den
Bahnhof im Gang steht. Man könnte ja das Aussteigen verpassen. Blöd nur wenn
der Zug kurz vor dem Bahnhof einfach stehen bleibt und wartet. Die Schlange im
Gang erinnert mich an die im Flugzeug, kurz nachdem der Flieger gelandet ist
und alle aufspringen und ihr Gepäck aus den oberen Ablagen nehmen und dann noch
15 Minuten im Gang stehen, weil aus reiner Bosheit die Besatzung die Türen
nicht aufmacht.
Am Flughafen lauf ich dann ganz gemächlich zum Checkin.
Natürlich bin ich viel zu zeitig. Man kann sich ja nicht auf die DB verlassen,
daher musste ich zeitig genug los. Nun hab ich 4:45 h Zeit. Mein Flug steht
noch nicht mal an der großen Tafel in der Abfertigung. Aber dafür andere Condor
Flüge. Daher weiß ich zu welchem CheckIn Schalter ich muss. Auf dem Weg dahin versuch
ich mich gleich bei Condor online einzuchecken. Was mir nicht gleich gelingt.
Der Safari Browser meines iPhone hat dazu kein Bock. Wenigstens geht’s über
Google. Jetzt muss ich nur noch meine Buchungsnummer finden. Kurz bevor ich
dran bin, bin ich auch online eingecheckt und hab schon meine Bordkarten im
Handy 😊 Am Schalter werde ich gefragt ob ich die
Bordkarte brauche, nö danke, sie druckt sie dennoch aus und schmeißt die weg.
Das nenn ich nachhaltig 😉
Nun auf zur Sicherheitskontrolle. Es gibt da insgesamt 8
Schleußen. 3 Sind geöffnet. Dementsprechend ist die Schlage lang. Mitten in
dieser eine Dame die nun erstmal ihre Tasche auf dem Boden entleert und Ihre Kosmetikprodukte
sortiert. Die Schlange dahinter wird etwas ungeduldig. Kopfschütteln und Unverständnis
macht sich breit, die Dame an sich kann es gar nicht verstehen.
Ich bin vorbereitet. Tablett raus, Switch raus, den Rest in
die Schale und fertig. Leider ist das Gate noch nicht ausgeschrieben. Und ich
wandere durch das Terminal 1 Bereich B. Oma wird auch noch angerufen, heute hat
Sie ja Geburtstag. Und dann telefonieren ich noch mit dem Briefschreiber 😉Wenn
ich nachher einsteige muss ich schon mal alles bereithalten. Ladegerät für
Telefon, Kopfhörer Getränk, Handy und Brief. Der Rest muss zwingend in die
obere Ablage, weil ich am Notausgang sitze, wegen Beinfreiheit. Das lässt sich
Condor natürlich gut bezahlen. Apropos gut bezahlen. Da ich ja doch recht spät
im Hotel bin und ich nicht weiß ob es noch was zu Abend zu essen gibt, habe ich
mir im hier am Flughafen noch 3x 0,5l Eistee gekauft und ein Sandwich. Es grenzt
an Wucher das man dafür 22€ zahlen muss! 1 Tüte M&Ms kostet sage und
schreibe 10€. Sind die dann mit Gold überzogen?
Nun sitze ich am Gate B9 und das zwischen den Malleurlaubern die gleich nach Palma de Mallorca fliegen. Der Wartebereich dünnt sich aus. Da kommt eine Crew, hellgrüne Hemden und Grüne Schlips, die Damen und Blau-Grün-Roten Halstüchern und glaube das ist meine Crew. Sie nehmen hier platz und warten. Sind ja nur noch 1h bis zum Boarding. Das muss meine Crew sein. Da der Captain, Copilot und 2 Damen und 2 Herren für die Kabine. Wenigstens ist einer dabei der recht gut aussieht ;)
Die Lufthansa macht gerade einen Aufruf. Die Maschine nach Dresden ist über bucht und man sucht zwei Passagiere welche die Spätmaschine um 22:00 nehmen, dafür zahlt die Airline den beiden je 250€. Also wer Zeit hat kann umbuchen und bekommt Geld. Unser Gate wird unterdessen geändert und unsere Crew schlendert los. Am neuen Gate wird uns dann gesagt es seien noch Sitzplätze in der Businessclass frei. Bildet Euch jetzt nicht ein ich wäre dekadent und hab getauscht. Nö, meine Overwing Position lass ich mir nicht wegnehmen.
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