Larry: "Ihr könntet echt nen Paar sein"

PASSAU - Wien - Budapest - Bratislava - Melk

Die Tour wollte ja mal wieder niemand mitmachen. Im April hatte ich mich dazu entschieden diese Route zu fahren. Wir erinnern uns 1 Jahr zurück. Da sollte es von Köln über die Mosel, nach Trier gehen. Kurz nach dem Ablegen offenbarte man uns dann, dass aufgrund von Hochwasser es nicht möglich sei diese Route zu fahren. Wir ladendeten am Ende in Frankfurt am Main. Diesmal gibt es jedoch keine andere Möglichkeit, es muss entlang der Donau gehen. 4 Wochen vor dem Ablegen, spitzt sich jedoch die Lage in Passau und Umgebung zu, Hochwasser. Aber 4 Wochen sind eine lange Zeit und ich geh davon aus, dass bis zur Abreise alles wieder iO sein wird. Wie immer habe ich eine der günstigen Kabinen ganz unten im Schiff gebucht. Die hat zwar ein Fenster aber das kann man nicht öffnen. Ich zeig euch nachher warum nicht ;). Nun Passau, das ist am Arsch der Welt und man kann entweder mit dem Auto anreisen, oder mit der Bahn. Im Juni entscheide ich mich für die Bahn. Das ist bequemer und dank Bahncard 25 auch günstiger als mit dem Auto. Und wer zeitig bucht, kann  mit einem Sparticket auch tatsächlich sparen. Blöd nur wenn die Deutsche Bahn einen 3 Wochen vorher sagt, Sorry die ausgewählte Verbindung entfällt. Also anstatt 7:48 Uhr über Nürnberg nach Passau muss ich nun 5:48 Uhr fahren. Nicht das ihr denkt, dass der Zug dann eher da ist, nein, denn wir umfahren eine Baustelle und kommen zur gleichen Zeit wie ursprünglich an. Beim Sparticket hat man Zugbindung, die wurde nun aufgehoben, so dass mich mir eine neue Verbindung aussuchen kann. Und somit heißt es am 28.10. um 4:15 Uhr aufstehen. Irgendwie hab ich mich mit der Tram vertan, denn ich stehe 4:52 Uhr an der Haltestelle und darf noch 10 min warten. Passt das dann noch mit der Abfahrt meines Zuges? Ich denke doch und behalte auch recht. Noch zwei belegte Brötchen und was zu trinken und, oh welche Wunder, die Deutsche Bahn ist fast pünktlich, nur 2 min Verspätung. 

Immerhin hab ich eine ganze Reihe für mich alleine und kann mich breit machen. Jetzt heißt es 3 1/2h warten, schlummern, Musik hören, essen, trinken und vor allem NUR NICHT VERGESSEN IN NÜRNBERG AUSZUSTEIGEN. Schaff ich dann auch gegen Mittag. Nun, da die eigentliche Fahrt ja ausgefallen ist, hatte ich mir nur neue Sitzplätze gebucht. Warum auch immer, auch für die Fahrt von Nürnberg nach Passau. Nun konnte ich mir aussuchen, welchen Sitzplatz ich denn nehme, denn die Fahrt von Nürnberg nach Passau fällt ja nicht aus. Ich entscheide mich ganz vorn im Zug zu sitzen. Im Ruhebereich, da gibts immer nur ein Problem, das Gepäck kann man nirgends hinstellen. Der Platz neben mir ist frei, da kann ich meine Koffer hinstellen. In diesem kleinen Ruheabteil ist nur Platz für 8 Leute, zwei ältere Herrschaften sitzen schon und nun noch ich. Am nächsten Halt kommen zwei junge Mädels in unser Abteil, und fangen prompt an zu schnattern. Irgendwann reicht es der Dame neben mir und sagt zu ihrem Mann: "Wir sind doch hier im Ruhebereich oder?" und ganz plötzlich ist Ruhe hinter mir. Einen Halt weiter, kommt dann eine Mutter mit zwei Kindern. Die beiden setzen sich gleich hinter das ältere Ehepaar und die Mutter schaut ob sie außerhalb ein Platz bekommt. Ob das gut geht? Zwei Kinder im Ruhebereich? Frau Mama findet keinen Platz und so müssen die Kinder zusammen rücken. Erstaunlicher weise ist es sehr ruhig, nur die Mädels hinter mir tuscheln schon wieder. Ich höre Musik und schlummere ein. Plötzlich tippt mich jemand an und spricht mit mir, ich werd förmlich aus dem Schlaf gerissen. Die Mutter steht neben mir, schaut mich an und fragt ob sie sich denn auf den freien Platz setzen kann? Wenns sein muss. Den Koffer leg ich vor mir auf die Ablage und mache somit den Sitz neben mir frei. Was müffelt hier so nach Schweiß? Oh Gott, Mädel, lass die Arme zusammen. Himmel, riecht man das denn nicht selber? Da gibts DEO für unterwegs. Zum Glück muss ich das nicht lange aushalten, gegen 12:30 Uhr sind wir in Passau. Und nun noch etwas laufen. Die MS Maxima liegt nämlich an einer kleinen Halbinsel. Dummerweise muss man erst an der Halbinsel vorbei und dann wieder zurück. Das sind so 4 km. Da das Wetter sehr schön ist, blauer Himmel, Sonne, gefühlt 18 Grad. Und da ist sie, die kleine Maxima. Da ist ja bis 15 Uhr genug Zeit noch habe, laufe ich sehr gemütlich, außerdem ist mein Koffer wieder sehr schwer uns störrisch. Ich bin wieder mal auf alles vorbereitet. :D Ich hatte vorher angerufen und gefragt ob es denn ein Shuttleservice gibt. Nö. Man könne ja ein Taxi nehmen. Könnte man, aber ich bin ja gut zu Fuß. Gegen 13:30 Uhr komm ich dann am Schiff an und werde sehr freundlich begrüßt. Ich entschuldige mich, dass ich viel zu zeitig da bin, das sei aber überhaupt kein Problem. Der junge Mann nimmt meinen Koffer und ich darf schon mal aufs Sonnendeck. Ab 13:00 Uhr darf man nämlich schon das Gepäck abgeben und aufs Schiff. Es sind auch schon ein paar Gäste auf den Deck und genießen das schöne Wetter. 

Vor uns liegt ein Viking Kreuzfahrtschiff, das legt schon mal ab. Wir sind erst 16:00 Uhr dran. Bis dahin lieg ich in der Sonne und genieße die Wärme. Und 15 Uhr darf ich dann endlich auf die Kabine. Bis dahin kann sich die aRosa schon mal eine Scheibe abschneiden, da durfte man nicht vor 15 Uhr aufs Schiff, der Entertainer hat einen begrüßt und erst mal aufgenommen wer man ist. All das gibts hier nicht. Der Koffer wurde mir abgenommen. Sogar ein Erinnerungsbild wurde gemacht. 

 

Also die Kabine gefällt mir, ich hab sogar einen kleinen Kühlschrank. ist eine recht große Kabine. Mit nem Bullauge ;) und weil die Wasserlinie direkt da drunter ist, plätschert immer mal das Wasser dagegen. Ansonsten hört man es immer blubbern. 

Da mein Koffer noch nicht da ist, geh ich wieder aufs Sonnendeck. Die Sonne scheint immer noch und es ist strahlendblauer Himmel.

Hier an Deck sind nicht nur ältere Passagiere, nein auch viele junge Leute. Es ist eine gute Mischung. Flusskreuzfahrten sind nicht nur für Omis und Opis. Und da scheint auch einer allein unterwegs zu sein. Zumindest sehe ich keine Begleitung und er versucht sich bei dem ein oder anderem Gespräch ein zu bringen. Ich nennen ihn Larry. Larry ist Anfang 40 klein, wirres, strähniges Haar, raucht und mag Bier. Da fällt mir ein, ich habe beim einchecken schon einen Platz im Restaurant bekommen. Hoffentlich ist das ein Einzelplatz. Larry läuft schon zum nächsten Pärchen und bringt sich ein. Es rumort, rumpelt, und vibriert. Ich glaube die Motoren werden angeworfen und wir machen langsam los, direkt an Passau vorbei. 

Dann wird es langsam kühl und ich muss eh zur Sicherheitseinweisung. Da gibts dann die üblichen Infos, und der Matrose der die Sicherheitsweste trägt wird auch noch angeboten, weil der ist Single. Endlich ist auch mein Koffer da, der wird erstmal ausgepackt und alles fein eingeräumt. Mit Blog schreiben fang ich auch schon mal an. Bis es dann zum Abendessen geht. Kurz umziehen. ;) Wie gesagt ich kann mich am Tag mehrmals umziehen und bin sogar auf Gala vorbereitet. Am Restaurant wird einem dann gezeigt wo der Tisch ist. Eine Dame vor mir fragt nach Tisch 17, das ist doch meiner. Also wohl doch kein Einzeltisch. Nun ja, und tatsächlich sitzt eine Dame an einem 4-er Tisch. Ich sage höflich guten Abend und frage welcher Platz am Tisch noch frei ist, sie meint alle. Und dann kommt Larry und setzt sich an unseren Tisch. Das hat mir noch gefehlt. Man versteht ihn schlecht, zum einen liegt das an seiner Aussprache und zum anderen an der Lautstärke im Restaurant. 

Larry: "Na und wie heißt ihr eigentlich?" 

Dame: "Brmmigitmtte" Sie hat den Mund voll, denn die Vorspeise steht auf dem Tisch und wir aßen schon. 

Dame: "Brigitte", das sagt sie etwas missmutig, oder eher desinteressiert. 

Ich stelle mich auch vor. 

Larry "Und wo kommt ihr her?" Kurz bevor Larry sich an unseren Tisch setzte, hatten Brigitte und ich schon eine Unterhaltung begonnen. Es ging um Kreuzfahrten. Offenbar hat Brigitte schon die ein oder andere gemacht. Sie kommt aus Hannover, hat einen Sohn und scheint allein zu leben. Kommt aber viel rum. Seit 2000 macht sie mehrere Kreuzfahrten und das ist die erste Flusskreuzfahrt. Larry hingegen arbeitete im Reisebüro und verkauft solche Flusskreuzfahrten, unteranderem. Brigitte erzählt von Brasilien, Island, NY und weitern 20 AIDA-Kreuzfahrten. Und Larry will immer wissen was man da so zahlt, weil er verkauft die. Ja Larry wir wissen das nun. Er scheint sich aber nicht ganz mit der Materie auszukennen, denn er schreibt die Costa Spanien zu. Die gehört aber zu Italien. Außerdem verschwindet Larry nach jedem Gang zum Rauchen. Brigitte ignoriert ihn mittlerweile :D Und unterhält sich mit mir über ihre Nilkreuzfahrt. Larry kommt wieder und hat was raus, was Brigitte und mir etwas peinlich ist: "Ihr könntet echt nen Paar sein, ihr seht so aus als ob ihr zusammengehört." Darauf antwortet Brigitte: "Ich bin ne Schickse, ich weiß nicht ob man das will." und anstatt es auf sich beruhen zu lassen, wiederholt Larry das: "Echt du bist ne Schickse?" Alter, geh rauchen, spring von Board, egal, Hauptsache das Gespräch endet. Zum Glück kommt der Kellner mit dem Essen. Danach verschwindet Larry schon wieder. Brigitte und ich vertiefen unser Gespräch über ihre Kreuzfahrten. Larry kommt wieder und ich muss ihm ernsthaft erklären was eine Bayrisch Creme und ein Obstteller ist! Außerdem meint er er würde Seekrank werden. Also ich gebe zu es hat 2-3 mal leicht geschaukelt, als wir in die Schleusen eingefahren sind, aber Seekrank. Nun ok, es soll Leute geben die da sehr anfällig sind, aber dann sollte man nicht Schiff fahren. Larry hat die Bayrisch Creme und es scheint als ob ihm wirklich schlecht ist, er verschwindet sofort nach dem Dessert. Brigitte und ich unterhalten uns noch. Sie hat für morgen einen Ausflug gebucht. Ich versuche mich hingegen mit der Tram durch Wien zu schlagen. Immerhin kommen wir gegen Mittag an und haben bis Abends um 22:00 Uhr Zeit. Und da ich seit um 4:00 Uhr auf den Beinen bin, bringe ich Brigitte noch in die Bar und verabschiede mich bis morgen Abend. Larry hab ich nicht mehr gesehen, hoffentlich hängt der nicht kotzend über der Kloschüssel. Selbst meine Mutti hätte das verkraftet. 

Ich sag erstmal guten Nacht und träume jetzt bestimmt von Brigitte und mir als Paar.